„Die Ausstellung ist ein Spiegelbild der Arbeit an der HfBK“

„Die Ausstellung ist ein Spiegelbild der Arbeit an der HfBK“

Robert, seit dem Wintersemester 2016 hast du den Lehrauftrag für Fotografie an der HfBK. Du hast ja auch vorher dort studiert. War es toll oder eher etwas merkwürdig, wieder zurückzukehren? 

Das ist eine gute Frage! Es war toll und merkwürdig zugleich zurückzukommen – tatsächlich zurückzukommen, weil ich ja zwischendurch weg war aus Dresden und in Wien unterrichtet hatte.

So kam ich an die Stelle zurück, die ich als Student verlassen hatte, und an der ich schon viele Abläufe, viele Leute und viele Orte von früher kannte; das ist schon von Vorteil.

Als künstlerischer Mitarbeiter leitest du das Labor für Fotografie. Wie sieht das genau aus, was machst du für Lehrangebote?

Es gibt Kursangebote für Studiofotografie, für digitale Fotografie und analoge Fotografie, außerdem Aufbaukurse sowie diverse Sonderveranstaltungen wie beispielsweise jetzt die Ausstellung in der bautzner69.

Gibt es Kurse, die besonders beliebt sind?

Alle Grundkurse sind immer sofort ausgebucht (lacht), tatsächlich!

Ich habe vor unserem Gespräch einen Blick in das analoge Fotolabor der HfBK werfen dürfen, welches ja in einem sehr guten Zustand ist. Werden die überhaupt noch genutzt?

Ja, viele Studierende arbeiten in der Dunkelkammer! Es gibt vier Arbeitsplätze für Schwarz-Weiß-Vergrößerungen, und das Equipment ist sehr gut.

Das ist interessant zu hören. Zu einem anderen Thema. Ich meine zu wissen, dass es hier in der HfBK keinen, ich sage mal umgangssprachlich, „richtigen „Fotoprofessor“ gibt. Kann man sagen, dass die Fotografie hier als Teil des Lehre gesehen wird, also nicht so explizit wie beispielsweise in Leipzig angeboten wird?

Ja. Fotografie ist hier Teil der bildenden Kunst, ohne Frage. Insofern hat die Hochschule auch eine umfangreiche fotografische Ausbildung zu bieten. Im Gegensatz zu Leipzig ist es aber hier so, dass es keine reine Fotografieprofessur gibt. Soweit ich weiß, ist das bildungspolitisch auch so gewollt.

Es gibt also nicht den besagten Fotoprofessor, sondern es ist so zu verstehen, dass viele Professoren Fotografie als eine von vielen künstlerischen Möglichkeiten anbieten. Könnte man das so sagen?

Ja. Die Studenten, die hier im Labor arbeiten, haben sich im Verlauf ihrer künstlerischen Entwicklung entschieden, Fotografie als eines oder vielleicht als einziges Medium zu verwenden. Folglich gibt es Maler oder Malerinnen, die auch fotografisch arbeiten, Bildhauer, die ihre Vorstellungen fotografisch umsetzen, aber auch „Fotografen“, die ihre Bildideen zeichnerisch oder als Radierung ausarbeiten.

Würdest du es als Vorteil sehen, dass sich die Hochschule so entschieden hat?

Ich finde, es ist ein sehr großer Vorteil, dass man hier innerhalb der bildenden Kunst individuelle Positionen mit allen Möglichkeiten, als auch mit fotografischen Medien, entwickeln kann.

Gibt es auch begleitend theoretische Angebote – Stichwort Medientheorie, Fotogeschichte?

Ja, das wird geleistet, wobei leider Dietmar Rübel, der ein hierfür ein toller Ansprechpartner war, letztes Jahr nach München gegangen ist. Er war ein sehr wichtige Person, was die theoretische Auseinandersetzung anging. Nach wie vor gibt es aber Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus der Kunstgeschichte, die hier gute Arbeit leisten.

Zum Abschluss noch kurz zur Ausstellung in der bautzner69. Die kann man ja folglich als Spiegelbild der Situation hier an der Hochschule sehen?

Auf jeden Fall. Die Ausstellung ist definitiv ein Spiegelbild der Arbeit, die hier an der Hochschule gemacht wird. Sie zeigt vier fotografische Positionen innerhalb der bildenden Kunst, wobei alle Künstler auch in anderen Techniken arbeiten. Alexander Endrullat und Ludwig Kupfer sind beide auch als Maler aktiv und erfolgreich, sie machen aber auch sehr gute fotografische Arbeiten. Dominique Hille und Arina Essipowitsch arbeiten malerisch, grafisch und haben auch noch das performative Element in ihrer Arbeit; sie sind ausserdem noch ausgewiesene Kennerinnen der analogen Fotografie und machen, wie man in der Ausstellung sehen dort sehen kann, ganz wunderbare Arbeiten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Ausstellung »ONCE UPON A RIVER« präsentiert Fotografien von Meisterschülern der Hochschule für Bildende Künste Dresden: Dominique Hille & Arina Essipowitsch, Alexander Endrullat und Ludwig Kupfer. Sie wurde kuratiert von Alena Drahokoupilová und findet mit der Unterstützung des Labor für Fotografie der HfBK Dresden und dem Career Service der HfBK Dresden statt.

Robert Vanis studierte Bildende Kunst an der HfBK Dresden. 2012 gründete er in Dresden sein eigenes Studio. Dort arbeitet er als Künstler und Auftragsfotograf. Seit 2016 leitet er das Labor für Fotografie der HfBK Dresden.

Interview und Titelfoto: Thomas Bachler

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Thomas Bachler

Thomas Bachler (*1961) studierte an der Kunstakademie Kassel, gründete 1987 den “Selbstverlag” für Fotografie und Kunst und nahm ab 1990 Lehraufträge in Fotografie, Kunst und Gestaltung für das Goethe – Institut, die Fachhochschule für Gestaltung in Würzburg, die HbK Braunschweig und die HfBK Dresden wahr. 2000 bis 2002 hatte er eine Gastprofessur an der HbK Kassel inne. Vorträge und Workshops führten ihn u.a. nach Spanien, Liechtenstein und Australien. Er ist Autor der Bücher »Im Atelier«, »Im Kasten«, »Bildstelle« und »Aus der Dunkelkammer«, die sämtlich bei bautzner69/publish&print erschienen.